@ Importprimat
Eine ehemalige Klassenkameradin von mir hat nebst Mann und Familie über ein Jahrzehnt in Japan gelebt. Allen Freunden der „Menschen“, allen liberalen Universalisten kann ich nur die Lektüre des Werkes „Die Gelben, die Schwarzen, die Weißen“ von Frank Böckelmann (Eichborn-Verlag, 1998) empfehlen. Der Autor entstammt der Frankfurter Schule, war in den 60ern ein sehr engagierter linksradikaler Kampfgefährte Rudi Dutschkes. Eine überaus umfangreiche Studie, m.E. DER Kommentar in Sachen Fernstenliebe überhaupt, ein außergewöhnliches, auch sprachlich und analytisch sehr geschliffenes, feines Buch.
Wenn fremde Völker sich begegnen, dann können Sie die Zeichen des Anderen schlecht bis gar nicht interpretieren. Es fällt schwer, die Gesichter zu „lesen“, die Körpersprache einzuordnen.
Die Fernasiaten bzw. Europiden haben es Jahrhunderte probiert: Man blieb sich immer fremd.
Umgekehrt ist es freilich möglich, in einem funktionalen Zusammenhang, z.B. in einem Wirtschaftsunternehmen, miteinander zu arbeiten. Wobei es aber absurd wäre, wenn solche Deutschen in Kyoto jetzt auf die Idee kämen, als „Menschen“ und Japaner den gleichen Status einzunehmen.
„Salopp gesagt, wenn ich als Migrant niemals als Deutscher akzeptiert werde, selbst wenn ich die Loreley im Kanon furzen kann, dann werde ich gegen sie sein. Wenn Sie mir auch die Hoffnung für meine Kinder nehmen, dann haben wir einen offenen Krieg.“
Will keinen Hehl daraus machen, daß sich bei diesem Pathos meine Kopfschmerzen aus dem Hintergrund verstärken.
Sie können soziologisch jede Menge Mikrokosmen betrachten (Sportvereine, Wirtschaftsunternehmen, Dorfgemeinschaften usw. oder Makrokosmen (die Moslems insgesamt, die Norweger, die Japaner, die Schwarzen): Als Ergebnis werden Sie feststellen, daß Sie immer auf Innenkreise, Mittelkreise und Außenkreise stoßen werden.
Z.B. ist dann die Deutsche, die lange in Japan arbeitet, nur ein wenig zugehörig, nämlich vor allem durch den Funktionszusammenhang des dortigen Wirtschaftsunternehmens. Der Deutsche, der schon 15 Jahre in Norwegen lebt, gehört in der Lebenswirklichkeit dort nur halb dazu, denn er hat sich die Sprache des Landes nur durch seinen Fleiß angeeignet, nicht mit der Muttermilch aufgesogen, er hat andere Geschichten mit anderen geteilt, die Geschichten der Norweger hat er so nicht selber erlebt.
Eine identitäre Bewegung sehe ich als einen Entwicklung in der Zeit. Erster Schritt, wie ich schon sagte, Wiederherstellung der Rechtstaatlichkeit, Ausweisung Schwerkrimineller usw. Das ist ein unmißverständliches Zeichen der Dominanz, daß Deutschland das Haus der Deutschen ist. Es findet so ein Gespräch statt mit den Ausländern, die in jedem Falle nicht in gleichem Maße Deutsche sind wie wir Deutschen. Diese Ausländer werden nun – wie es ja auch die Deutschen in Japan müssen – darauf reagieren können, ob sie mit einer „Halb-“ oder „Viertelmitgliedschaft einverstanden sind.